Work-Life-Balance oder eher Work-Mood-Balance

Ich schreibe an dieser Stelle häufig von Menschen, die zu viel arbeiten und selbstverständlich entsprechend Angst vor einem Burnout haben oder sich evtl. schon in einem befinden, diesen aber noch nicht erkannt haben. Wie heißt es im Schwäbischen so schön: „Schaffa isch a Gschäft“. Und da wir alle eigentlich zuviel arbeiten, wird überall von der Balance zwischen Arbeitsleben und dem Privatleben gesprochen: die Work-Life-Balance. Die ständige Erreichbarkeit wird in Liedern von deutschen Bands besungen (aktueller Hit von Revolverheld: Lass uns gehen) oder in Ratgebern ausführlich behandelt. Joga-Studios, Autogenes Training und „Bäume umarmen“ war noch nie so im Trend. Darum greife ich das Thema ebenfalls auf, aber unter einem anderen Gesichtspunkt:

Ich möchte eine kleine These aufstellen: Es gilt die Work-Mood-Balance zu finden, dann besteht keine Gefahr eines Burnouts oder eines Überarbeitens. Die Einstellung der Menschen zu ihrer Arbeit ist ausschlaggebend. Besser drauf = produktiver = mehr Erfolge = besseres Gefühl = weniger gestresst. Ich behaupte sogar, dass die Produktivität der Arbeitnehmer durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen maßgeblich zum Positiven hin verändert werden kann. Wenn die obige Gleichung stimmt, bedeutet das auch, dass die Arbeitnehmer dann auch weniger krank und gestresst sein werden. Aber eine These bedarf natürlich immer eines Beweis und den möchte ich ebenfalls liefern: In der Burnout-Forschung wird Stress oder auch der Grad an Stress (der individuell empfunden wird) an drei sog. Dimensionen gemessen: Erschöpfung, Zynismus/Distanziertheit und Effektivität. [1]
Wenn meine These stimmen sollte, dann sollte sich eine positive Einstellung zur jeweiligen individuellen Arbeit auf alle drei Bereiche positiv auswirken. Ich versuche das lediglich mit Beispielen zu belegen.

Erschöpfung:

Tritt bspw. auf, wenn Sie häufig schlecht schlafen, selten Ihr Ziel erreichen, immer wieder demotiviert werden, etc.
Nehmen wir mal, Sie sind gut drauf, dann bilden sich in Ihrem Organismus Glückshormone. Diese lassen Sie Müdigkeit nicht so schnell empfinden. Sie schlafen entspannter, weil es Ihnen gut geht, etc.
Könnte also mit der These passen!

Zynismus:

Ich nenne es mal die „dünne-Eis-Stelle“ in meinem „Beweis. Ist man gut drauf, kann sich auch von dieser Laune distanzieren oder sogar zynisch auf die eigene Laune reagieren. Dies macht zum Glück gar keinen Sinn und daher denke ich, dass wenn die eigene Einstellung positiv ist, man nicht seine eigene Einstellung hinterfragt und sich Gedanken macht, warum es einem so gut geht, sondern eher die positive Einstellung und das positive Gefühl genießt. Dann passt das mit oben auch!

Effektivität:

Wie gut ist das Gefühl, wenn man gelobt wird, oder das Projekt abgeschlossen hat. Wenn man sich jetzt den Tag nach dem Projektabschluss in Gedanken ruft, dann denke ich sehr häufig an den Ausdruck: „Lief wie von selbst“? Entsprechend führt ein positives Erfolgsgefühl zu einer spezifischen Leichtigkeit bei der Arbeit und entsprechend zu mehr Erfolgen, was wiederum bedeutet: Sie sind effektiver. Auch an dieser Stelle könnte die These passen.

Alle drei Dimensionen werden durch die Einstellung zur Arbeit maßgeblich beeinflusst. Also kann die Einstellung auch meine Balance beeinflussen. Wenn ich gut drauf bin, dann ist die Gefahr eines Burnouts geringer. Dann darf ich jetzt auch noch ein bisschen Ratgeber spielen: Starten Sie den Tag nicht mit Mails, sondern einem Witz, oder einem tollen Lied (Empfehlung der Redaktion: Pfeifen Sie das Lied von Krokodil und sein Nilpferd mit Bud Spencer und Terence Hill). Wenn Sie sich mal wieder über etwas aufregen, lächeln sie und denken an den Witz oder das Liedchen oder pfeifen es sogar. Und zu guter Letzt ein Vorschlag für alle Arbeitgeber aus „How I met your mother“. Bitte keine Team-Building-Maßnahmen einführen (Bowlen oder gemeinsame Grillabende), sondern die Freitags-Magaritas. Vielleicht auch eine Idee.

Ich werde die Geschichte weiter beobachten und versuche in der Zwischenzeit herauszufinden, inwieweit Motivation sich auf die Einstellung auswirken kann und in welcher Form sich Motivation beeinflussen lässt.

[1] C. Maslach, W. B. Schaufeli, M. P. Leiter: Job Burnout. In: Annual Review of Psychology, 2001, 52:397–422, hier S. 398 sowie C. Maslach und J. Goldberg: Prevention of burnout: New perspectives. In: Applied Preventive Psychology 7 (1998), S. 65.

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